Der künstlerische Leiter des Orchesters musica assoluta, Thorsten Encke, über sein Stück „Afterthoughts (The Melting)“ für Violoncello & Electronics:
„Angeregt durch ein kurzes National Geographic Video über einen schwedischen Eisläufer schuf ich vier Stücke für Cello solo mit Zuspielband, die sich mit den akustischen Phänomenen des „Black Ice“ auseinandersetzen. „Black Ice“ nennt man eine dünne Eisschicht, die nur scheinbar schwarz, tatsächlich jedoch transparent und vollkommen glatt ist. Die Gefahr für den Schlittschuhläufer liegt auf der Hand, trägt die Eisschicht ihn doch auschließlich durch die Oberflächenspannung. Beim Gleiten über das Eis entstehen Risse und eine Vielzahl mystischer Geräusche, die einen ganz eigenartigen akustischen Raum eröffnen.
Zudem übersetzen die Stücke unterschiedliche Effekte klimabedingter Umweltzerstörung in lautmalerischen Klang: Gletscherschmelze und bedrohliche Wetterphänomene werden unmittelbar akustisch erfahrbar. Vor allem im letzten Stück “Afterthoughts” werden Geräusche erzeugt, die unmissverständlich an Naturphänomene wie brechende Eisschollen und rutschende Erdmassen erinnern.
Für das Zuspielband wurde ein zusätzlich komponierter Cellopart mit der Cellistin Tanja Tetzlaff, der das Werk gewidmet ist, aufgenommen. Dieser wurde klanglich bearbeitet, mit zusätzlichen Klängen und Geräuschen versehen und für das Abspielen mittels sechs, im Konzertsaal verteilter Lautsprecher, präpariert. Die dadurch entstehende Raumakustik setzt unterschiedliche Impulse frei, schafft Nähe und Ferne, Direktes und Hintergründiges. Die Zuhörer sind von Klang umgeben. Das live Cello tritt in den Dialog mit seinem unsichtbaren, stellenweise sechsfach geteilten Doppelgänger, muss spontan auf Ereignisse reagieren und stimmt ein sehr persönliches musikalisches Plädoyer für mehr Demut und Besonnenheit im Umgang mit unserer Umwelt an: aufrüttelnd und berückend zugleich.“